Ein langjähriger Bekannter schrieb kürzlich über seinen „Kulturschock Thailand“. Er wohnt schon an die 20 Jahre hier und kennt sich aus, aber wenn in Thailand einer mit langer Nase und heller Haut über seinen Kulturschock spricht, handelt es sich es sich fast immer um Erfahrungen, die so gut wie alle Ausländer in Thailand machen, und zwar immer wieder. Manche von uns meinen ja schon nach einem Urlaub in irgendeinem größenwahnsinnigen Fischerdorf, zum Beispiel in einem Bezirk Banglamung in einer abgelegenen Provinz, die Chonburi oder so ähnlich heißt, daß sie nun ja wohl einiges über Thailand wüßten.
Prompt erfahren sie dann (ein Klassiker!) zum Beispiel bei der Abfertigung am Flughafen vor dem Rückflug auf die harte Tour, daß dem nicht so ist. Etwa wenn irgendetwas schief gelaufen ist, und sie mit ihrer Beschwerde gegen Mauern laufen, ja nicht einmal beachtet werden.
Dann gibt es diejenigen, die ein paar Monate oder gar ein Jahr und noch länger in Thailand residieren, vielleicht sogar legal arbeiten, etwa als Lehrling am Empfang eines noblen Hotels, als Koch, als Sprach- oder Tauchlehrer. Das sind, abgesehen vom fremdsprachigen Journalisten oder Korrektor, die wichtigsten Nischen, in denen man relativ einfach legal in Thailand arbeiten kann. Viele hoffen, anschließend eine weitere Beschäftigung zu finden, die das Hierbleiben erlaubt. Nicht wenige dieser Leute – auch das ist ein Klassiker –, erfahren dann sehr schnell auf der Einwanderungsbehörde, was es hier bedeutet, ein unerwünschtes „Alien“, ein Fremder im Wortsinne, ja ein Nichtsnutz zu sein.
Journaktivisten und schon länger hier regierende Politiker, die in Fällen von Ungleichbehandlung von Ausländern „Diskriminierung“ schreien, sucht man hier erfrischend vergebens.
Aber zurück zum Thema.
Kulturschock in Thailand, das ist, kurz beschrieben, der Tiefschlag genau in dem Moment, wenn man eben fest daran glaubt, hier durchzublicken. Genau dann wird man zum Beispiel von jemanden, dem man vertraute, im Stich gelassen oder über’s Ohr gehauen, man geht wegen einer falschen Einschätzung bankrott, man macht sich aufgrund eines simplen Mißverständnisses ungewollt einen eigentlich, wie man glaubte, netten Menschen zum Feind, oder man wird auf sonst eine Weise verletzt – oder verletzt jemanden (ich benutze bewußt dieses Wort) – wie man es sich zuvor überhaupt nicht vorstellen konnte.
Nach einigen Jahren Thailand, dem Erwerb einer brauchbaren Bibliothek zum Thema, und den ersten Sprachversuchen, glaubte auch ich vor etwa einem Vierteljahrhundert oder so, daß ich nun einiges über das Land wüßte. Prompt fing ich an, mehr oder weniger kluge Artikel über Thailand zu schreiben und sogar Bücher einschließlich eines Thai-deutschen Bildwörterbuchs herauszugeben. Aber wirklich wissen, wie dieses Land tickt? Aus heutiger Sicht: Pustekuchen! Typischer Fall von Denkste.
Es kam der zweite Kulturschock, dann der dritte… auch wenn mir wunderbarerweise die ganz privaten, und deshalb besonders schwerwiegenden „Kulturschocks“, von denen man allenthalben liest, tatsächlich erspart geblieben sind. Andere habe ich aber durchaus erlebt.
Die bewunderten Könige in den Thailandforen waren und sind sehr oft diejenigen, die ebenso freimütig wie abgeklärt mit wohlgesetzten Worten davon zu berichten wissen, daß sie inzwischen schon den dritten Kulturschock hinter sich hätten, und nun aber – ja, ja, doch, ganz bestimmt! – diese Phase der Unwissenheit hinter sich gelassen hätten. Ich war selbst einige Zeit lang, ab 2008, im damals bekanntesten Thailand-Forum aktiv, die meiste Zeit davon sogar als Oberleerer und Ausputzer… äh, Verzeihung, ich meine natürlich: als Moderator. Wer Lust hat, kann noch heute unter diesem Link meine Ergüsse aus einer Zeit nachlesen, in der ich allen Ernstes annahm, daß das hiesige Fachpublikum ;–)) mehrheitlich an zutreffenden Informationen über dieses Land interessiert sein müßte.
Auch Uwe Werner zum Beispiel, ein geschätzter Thailand-Autor, bestritt damals, zur Hoch-Zeit der Thailand-Foren, unter Pseudonym fast im Alleingang ganze Kapitel zum Thema Kulturschock im weitesten Sinne, und erwarb sich damit – neben phänomenal gut nachrecherchierten Reiseberichten – eine große Fangemeinde. Ich habe selbst vieles von ihm erfahren, was ich vorher nicht wußte. Damals hatte er gerade seinen dritten und, wie er hoffte, finalen Kulturschock hinter sich, wie er selbst einmal schrieb. Später schrieb er nicht mehr so viel, aber man erfuhr doch, daß er seitdem wohl mindestens noch einen vierten und fünften Kulturschock hatte. Ich vermute sogar, daß nach jüngsten Umzügen – von einer Holden in Bangkok, über lebenslustige Spielgefährtinnen in einem Sehbad bis hin zu einer bodenständigen Upcountry-Reisbäuerin, nun der mindestens sechste auf ihn wartet. Denn warum sollte es ihm anders ergehen als mir und vielen anderen?
Gründe für solche immer wiederkehrenden Kulturschocks gibt es so viele, wie es Gründe gibt, nach Thailand zu kommen. Jeder Mann kennt hier zumindest vom Hörensagen die Version, wenn die vermeintlich liebende Partnerin, an die man sich gerade so schön bequem gewöhnt hat, von jetzt auf gleich für immer aus dem Leben verschwindet, und glauben Sie bloß nicht, daß es westlichen Frauen hier im umgekehrten Falle etwa anders erginge. Im Gegenteil ist hier die anteilige Fatalitätsrate nach meiner Beobachtung sogar noch höher.
Den Thais muß man eines lassen: Eine gesunde Einstellung zu ihrem eigenen Land und Volk haben sie. Keine Chance hätte zum Beispiel bei hiesigen Wahlen eine oberbetschwesterliche Murksel- & Maaslos-Regierung, die durch Feigheit oder Unfähigkeit mit populistischen Sprüchen („Wir schaffen das“) einen Sog erzeugt, in dessen Folge sich die halbe testosterongesteuerte Population zweiter bis vierter Söhne in 57 demographisch aufgerüsteten islamischen Jauchegruben, die sich als Staaten maskieren, nach Thailand eingeladen fühlt.
Statt dessen hat man in Thailand als Ausländer die mir durchaus fair erscheinende Wahl, entweder etwas zum Wohlergehen derjenigen beizutragen, die schon länger die hier verbreitete Staatsreligion des Chauvinismus pflegen, oder dahin zurückzugehen, wo man herkommt. Im Zweifel gerne dorthin wo der Pfeffer wächst.
Mein eingangs erwähnter Bekannter nannte bemerkenswerterweise seine erste hilfreiche Thailand-Lektüre, das bekannte Buch von Robert Cooper: Culture Shock Thailand. Diese Lektüre hatten wir gemeinsam. Ich habe nämlich schon einige Jahre vor ihm in einem Bangkoker Buchladen gleich die erste Auflage erwischt (siehe Bild oben): Als das Buch 1982 zuerst gedruckt wurde, standen noch zwei Namen auf dem Titelblatt: Robert and Nanthapa Cooper: Culture Shock Thailand. Ich war begeistert davon, auch dann noch, als ich die Literatur über das Land eingehender studiert und bemerkt hatte, daß schon seit mehr als hundert Jahren in allen wichtigen europäischen Sprachen sehr ähnliche Beschreibungen zu lesen waren.
Später erfuhr man, daß Cooper offenbar nach dem Schreiben seines Buches selbst noch einige Kulturschocks erlebte. So war er offenbar einer der vielen Ausländer, dessen Thailand-Kompetenz sich zum Zeitpunkt des Schreibens seines ersten Buches vor allem darauf stützte, daß er (als Student auf Feldstudie) mit einer Holden des Landes zusammentroffen war, die ihn geheiratet hat. Cooper war ziemlich geschickt darin, die seit über einem Jahrhundert an allen möglichen Stellen publizierten Allgemeinplätze über Thailand in neuer Form und vor allem kurzweilig lesbar zusammenzustellen:
Möglichst immer lächeln, nie laut sprechen, nie einen Kopf berühren, keine getrennten Rechungen im Restaurant, nie über jemanden hinwegsteigen, keine lauten Zurufe, nicht in der Öffentlichkeit rauchen, höchstens mit gesenktem Kopf durch das Gesichtsfeld höherstehender Leute laufen, nie mit dem Fuß auf andere zeigen, und vor allem – um Himmels willen, beachten Sie das unbedingt! – niemals, aber auch wirklich garnienicht, den König, oder auch nur sein Abbild … also den König … nein, den auf gar keinen Fall!!! Nichts. Nichts über ihn. Nothing, rien, nada, niente!
Jeder belesene Thailand-Reisende kennt diese Litanei, aber selten las man sie so kurzweilig zusammengestellt, mit Anekdoten und Geschichten aufgepeppt wie bei den Coopers. Später ließen sich Robert und Nanthapa scheiden, was leider in thai-ausländischen gemischten Beziehungen häufiger als in manchen anderen vorkommt, und sofort danach nannte Robert Cooper seine angebliche jahrelange Mitautorin in allen späteren Auflagen nicht mehr im Buchtitel, obwohl die Inhalte so gut wie unverändert blieben. Das sagt einiges über die angebliche Co-Autorschaft aus, die für viele Leser, auch für mich, bei der Lektüre die sehr erwünschte Hoffnung genährt hatte, daß hier einmal ein Vorzeigepaar die schriftliche Anleitung liefert und lebt, wie man trotz der Denk- und Mentalitätsunterschiede zwischen Westlern und Thais eine erfolgreiche und harmonische Partnerschaft führt. Phakinee und ich waren fast schon sauer auf die Coopers, daß sie nicht mehr als Vorbild zur Verfügung standen.
Damit keine Mißverständnisse entstehen: Ich empfehle dieses Buch, das es auch in deutscher Übersetzung gibt (der witzige Stil des Originals ging bei der Übersetzung allerdings verloren), auch heute noch jedem Thailand-Anfänger!
Tatsache ist, wie dieses Beispiel zeigt, daß man auch als gefeierter ausländischer Buchautor, als Unternehmer, oder jahrelang hier nur geldausgebender Rentner in Thailand immer neue Kulturschocks erlebt. Nach meiner Beobachtung gilt das auch noch nach Jahrzehnten, ja sogar nachdem man eingebürgert ist, und vielleicht sogar noch nach der dritten oder vierten Generation, ein Thema, worüber ich mir zum Beispiel einmal das Buch eines Mitglieds einer hier etablierten Langnasen-Familie wünschte, die schon seit Generationen in Thailand lebt, etwa ein Mitglied der Familie Link (Firma „B. Grimm“).
Meiner inzwischen ziemlich gefestigten Meinung nach ist man hier nämlich erst dann angekommen, wenn man verstanden hat, dass man mit langer Nase und hellen Haaren nie vollständig ankommen wird. Ich kenne zwar ein paar augenscheinliche Ausnahmen von dieser Regel, aber die betreffen ausnahmslos Frauen, die in die oberste Vermögens- und Bildungsschicht eingeheiratet haben. Manche westliche Frauen können sich da durchaus wohlfühlen, so sie sich in jungen Jahren mit ihrer Rolle als gebildetes Luxus- und Vorzeigestück ihrer wohlhabenden Gatten zufriedengeben und in späteren Jahren eine sinnvolle Aufgabe finden, neben Mutter und Großmutter meist ausgesucht hübscher und intelligenter Kinder und Enkel zum Beispiel in der Wohltätigkeit, bei den „National Museum Volunteers“ oder beim Beaufsichtigen ihrer Gärtner und des sonstigen Personals. Ich habe allerdings auch von einer Frau gehört, die es zur respektierten Mit-Leiterin der alteingesessenen Familienfirma ihres chinesischstämmigen Mannes brachte.
Ich habe schon nach 6 Monaten Samui geglaubt, als ich dort Anfang 1984 auf meiner Reiseschreibmaschine begann, einen später in Bangkok hundertmal hektografierten „Reiseführer“ über die Pirateninsel zu schreiben, daß ich ja wohl jetzt in Thailand ziemlich durchblickte. Eine Zeitlang hatte ich sogar ernsthaft vor, eine Art „Investitionsratgeber“ für Samui zu schreiben. Diese Absicht gab ich ein paar Jahre später nach meinem ersten größeren Kulturschock endgültig auf, als mir klar wurde, daß von den genau elf Ausländern, die ich in Samui ab 1983 kennengelernt hatte, weil sie im beginnenden Touristenboom mitmischen wollten, drei erschossen worden waren, einem wurde die thailändische Frau ermordet, zwei saßen beim Wiedersehen im Rollstuhl, einer nach einem Rückenschuß, der andere nach einem merkwürdigen Unfall ohne Zeugen, drei hatten nach Todesdrohungen die Insel fluchtartig verlassen, einer davon halbtot geschlagen (er überlebte wie durch ein Wunder), zwei weitere zogen zwar bankrott, aber unversehrt ab, und nur eine Bekannte, Christine F., die einen Fischer in Bophut geheiratet hatte, sah ich noch mehrmals gesund und unversehrt, bevor ich Ende der 1990er Jahre ihre Spur verlor.
Soweit mein erster Kulturschock Thailand, der mich eigentlich weniger wegen des Schicksals meiner teilweise nur flüchtigen Bekannten erschütterte, die ganz normale Leute waren, als vielmehr wegen meines eigenen: Warum war ich zur gleichen Zeit mit dem gleichen Umgang am gleichen Ort unversehrt geblieben? Warum fühlte ich mich im Gegenteil eigentlich stets pudelwohl? Warum war ich offenbar überall, wo ich auftauchte, auch noch ein scheinbar stets gerngesehener Gast?
Heute kenne ich den Grund: Ich war der einzige von uns 12 Europäern, die in dieser Zeit in Samui nie ein Geschäft eröffneten, auch an nichts teilhaben wollten. Ich habe hier, auch als ich als Korrespondent akkreditiert war, immer nur Geld ausgegeben, das keinem Thai fehlte, und konnte einige Male thailändische Bekannte sogar beraten, zum Beispiel bei der Planung ihres Einstiegs ins Touristengeschäft. (Noch heute stammen fast alle meiner – wenigen – wirklich nahestehenden thailändischen Freunde aus dieser Zeit.) Mit anderen Worten: Ich war nützlich, nahm niemanden ein Geschäft weg und gab immer Geld aus. So einfach ist das. Asiaten haben ein anderes Verständnis von Freundschaft als wir. Familienbindungen sind wesentlich wichtiger. Ein in Bangkok geborener, chinesischstämmiger Kollege sagte mir einmal: „Wenn Dir hier einer was von einem ausländischen Freund erzählt, meint er fast immer jemanden, dessen Bekanntschaft für ihn nützlich ist“ Diese Erkenntnis – angesichts der erwähnten Alternativen im Leben meiner Bekannten – reichte mir auch wieder mal zu einem Kulturschock.
Jetzt bin ich mit einigen Unterbrechungen im 39. Jahr im asiatisch-pazifischen Raum, die meiste Zeit davon in Thailand, und lerne immer noch fast täglich dazu. Allerdings bin ich gerade darauf auch immer noch neugierig. Wer glaubt, hier jemals anzukommen, selbst wenn er „nützlich“ ist, dem erzähle ich als Gegenbeispiel eine Geschichte von einem Autor, Drucker und Verleger, der als erklärter Sextourist ins Land gekommen war, in kürzester Zeit pleite ging, es aber mit Hilfe seiner inzwischen geheirateten tüchtigen Freundin in wenigen Jahren mit guten Produkten zu zwei Firmenniederlassungen brachte, deren Immobilienwert alleine schon bei 20 Millionen Baht lag.
Als die Firma so gut lief wie nie, ja, als sie richtig „brummte“, erkrankte er schwer. Nach mehreren Operationen und nachfolgenden Schlaganfällen litt er an Konzentrationsstörungen, Lähmungen und kognitiven Einschränkungen. Zur Unterstützung bat er einen jüngeren Bruder, der in Deutschland beruflich immer in seinem Schatten gestanden war, um Hilfe. Ein kleiner Bruder, der sich, wie es mir als – zunächst noch – häufigen Gast des Hauses schien, von Anfang an regelrecht darauf freute, seinen Bruder, dem er in keiner Beziehung zuvor jemals das Wasser reichen konnte, zu demütigen und ihm bei jeder sich bieten Gelegenheit, immer wieder zu klarzumachen, wie nutzlos er doch jetzt sei. Das tat er jedenfalls ab sofort zu jeder sich bietenden Zeit und Unzeit auch bei Anwesenheit von Gästen wie mich schon beim Frühstück, beim Mittag- und beim Abendessen. Flugs übernahm er außer der Arbeit in der von seinem Bruder aufgebauten Firma gleich auch noch dessen Schlafzimmer samt Ehefrau. Das neue Paar zog aufs Land, wo man den Ehemann in ein Nebengebäude ausquartierte und ihn seitdem streng von seinen langjährigen Weggefährten und Freunden wie zum Beispiel mich abschirmt. Nicht einmal bei der Hochzeit seiner Tochter durfte er auf Wunsch seiner Tochter anwesend sein, da die Auswirkungen seiner Erkrankung, für die es trotz dringendem Ratschlag der Ärzte und von Freunden nie eine Rehabilitationsbehandlung gab, die Feier hätten stören können. Blumengießen und Hunde streicheln darf er noch. Als ich das erfuhr, nein: als mir klar wurde, daß so etwas möglich ist, daß die thailändische Familie mit dieser Behandlung des Firmen- und Familiengründers einverstanden ist, dem sie alle ihren Wohlstand, ja ihre Existenz zu einem sehr großen Anteil verdanken, hatte ich abermals einen Kulturschock.
Dabei ist die dickste Pointe noch gar nicht erzählt: Mein zum Freund gewordener Berufskollege hatte nämlich, ähnlich wie Robert Cooper, zu gesunden Zeiten einen der besten und erfolgreichsten, über ein dutzendmal aufgelegten Führer für zwischenmenschliche Beziehungen in Thailand geschrieben…
Um es kurz zu machen: Kulturschock ist hier für unsereinen der Normalzustand. Egal, weswegen man hergekommen ist. Und nur ausgesprochene Dummköpfe und notorische Besserwisser glauben, daß sie davon ausgenommen seien. Wer das verinnerlicht, und sich selbst eine gewisse Großzügigkeit in jeder Hinsicht zulegt – und sich die auch leisten kann –, kann gut durchkommen, ja, er kann sogar äußerst angenehm durchkommen. Wenn er Glück hat. Um das zu befördern, sollte man sich als „Normalsterblicher“ auf jeden Fall, und unter allen Umständen abschminken, hier irgendwelche Geschäfte machen zu wollen, die einem Thai etwas wegnehmen könnten
Geld ausgeben ist dagegen immer und überall gerne gesehen und sehr erwünscht.
Nie vergessen: Ein „Happy End“ sieht hierzulande nicht selten so aus: Ausländer weg, Vermögen da.
Ja, es gibt Ausnahmen, und sicher viel mehr, als ich kenne. Aber ob ein früher mal dagewesener Ausländer ein netter Kerl oder ein Kotzbrocken war, ist in der Rückschau irgendwann nur noch eine Fußnote der Familiengeschichte, wenn sich dann überhaupt einer noch daran erinnern will.
Einen der besten Kulturschock-Theapieansätze hatte übrigens ein heute schon legendärer, leider verstorbener Nomade durch viele Thailand-Foren namens dii gefunden, der mit wirklichem Namen Guido Tillmann hieß: Zur Aufarbeitung seiner persönlichen Kulturschocks startete er das erfolgreichste Thema aller Zeiten im TIP-Forum, und nannte es treffend „Die sind so!“ Das war ein weiser Titel, der sehr gut zu seinem aus Sachsen stammenden Erfinder paßte, den auch ich ein parmal in Bangkok treffen durfte. Denn dii war aus Thai-Sicht nicht nur ein nützlicher, sondern auch ein wirklich toleranter Ausländer: Die sind (eben) so! Schmunzle meinetwegen, wenn es niemanden verletzt, aber vor allem: Nimm Thailand wie es ist, oder laß es!
Kürzer könnte auch ein Philosoph den besten Umgang mit Thailand und seinen Bewohnern nicht auf den Punkt bringen.
PS: Daß „Die sind so!“ das erfolgreichste Thailand-Thema im Forum von Thailand TIP Online ist, geht aus der offiziellen Forenstatistik nicht hervor, weil das Thema wegen seines Umfangs von der Moderation mehrfach bearbeitet und aufgeteilt wurde.
Hallo Hans,
Da werden ja alte „lebendige“ Zeiten wieder wach ;-)
Ein Forumkollege im Pattayaforum.net (früher Susi Forum) hat mich auf diesen Artikel aufmerksam gemacht.
Und ja, Kulturschock ist nach wie vor ein Thema für mich. Am auffälligsten immer dann, wenn sich meine Lebensumstände und Standorte in Thailand verändert haben. Aber nicht nur dann.
Ich hoffe, dir geht es gut und du geniesst dein Leben.
Alles Gute, Profuuu
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Dir auch alles Gute, ich freue mich sehr, von Dir zu hören, und ich freue mich jetzt schon auf Deine nächste Geschichte… ;–)) hmh.
Professor Triple U… ja diese Geschichten kenne ich auch noch… war da nicht auch eine dabei mit einer Badewanne und Hanfpflanzen drin? (((-:
Aber in dem Forum sind sie eine eingeschworene Gemeinschaft, für mich war da kein Platz.
Neulinge stören die eher… und Leute wie B…99, also auf solche Plattitüden-Drescher kann man nur …
Ich wurde dort innert weniger Tagen gesperrt.
Freundschaften sind auch hier in der Schweiz oft praktischer Natur… einige kommen zu mir wenn sie was gemacht haben wollen, Probleme die man dann zusammen austüftelt.
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Meine Frau will inzwischen nicht mehr nach Thailand zurück, ausser um Ferien zu machen.
Sie meint sie lebe hier gesünder, das Klima sei wesentlich besser.
So lange ihre Mutter noch lebt, ist aber völlig klar, daß wir in Thailand Urlaub machen. Kommt dazu, dass sie und ihre Familie echte Bangkokians sind, das macht es für mich einfacher. Ich bin zwar Landmensch, aber ich muss was zu tun haben… und da ist BKK besser für mich.
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Natürlich, es machen sich sehr viele Illusionen, wenn sie nach Thailand kommen.
Ich sehe solche Leute in den Ferien nur zu oft, aber gerade die verteidigen ihr „Paradies“ oft verbissen.
Klar, denn sie können nicht mehr zurück, ausser als Sozialfall. Alles gehört hier ihren Frauen.
Die warten Jahrzehnte aufs Auswandern…. und sind dort dann nutzlos.
Ich selber denke schon, das ich in Thailand mal 2 Monate am Stück leben kann, aber mehr wäre mir zu langweilig. Ich möchte auch nicht mit 65 in Pension, sondern wenn’s denn grad so ginge, bis etwa 70 weitermachen. Mein Vater hat bis 69 zu 100% gearbeitet und sich dann bis 87 als Milchkontrolleur usw. beschäftigt. Er war bis zum letzten Tag fit und fuhr Auto bis er selber nicht mehr wollte, das heisst bis er 92 war. Sooo sollte das sein.
Ich selber brauche eine Werkstatt und was zu tun… ohne geht nicht.
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Natürlich, ich hatte schon Angebote in Bangkok, aber die lehnte ich ab und werds auch weiterhin tun.
Auch ein sehr gutes von einem Bangkoker Waffenhändler der einen Büchsenmacher braucht, aber nirgends finden kann. Es gibt in Thailand nur in der Armee ein paar solche Leute aber die kriegt man nicht, zudem sind die auf Waffen getrimmt, die man privat meist nicht besitzt.
Ich mache mir da aber keine Illusionen, gerade auch weil es ein Metier ist, das naturgemäss immer etwas heikel ist.
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Ich habe mit meiner Familie sehr viel Glück. Natürlich, nach Jahren mit eigener Firma hatte ich eine gewisswe Menschenkenntnis, aber in dem Fall war es vor allem Glück.
Vorher war ich nie in Thailand und habe meine Frau hier in der Schweiz kennen gelernt.
Seitdem kenne ich Dutzende solcher Schweiz-Thai Ehen, aber kaum eine die wirklich 100pro ist.
99 % davon hangeln sich irgendwie durch. Den Männern kann ich dabei leider selten ein gutes Zeugnis ausstellen. Es gibt einfach zu viele Verrückte unter ihnen.
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Meine Frau und ich haben beide im Leben schwierige Zeiten gehabt und sind dadurch stark geworden … auch darum reiben wir uns Gegenseitig nicht mit Kleinigkeiten auf.
Nach 13 Jahren sind wir immer noch für jeden guten Tag dankbar, entspannt und … ja besser kanns nicht sein. Zufriedenheit lernt man am besten wenn man auch mal unten durch musste. Frauchen arbeitet hier seit mittlerweile 13 Jahren in der selben Firma… sehr erfreulich.
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In Thailand habe ich mir vor allem mit den Frauen und Kindern ein sehr gutes Verhältnis aufgebaut. Selber aus grosser Familie stammend, vertrage ich eine ganze Horde Kinder problemlos. Die Männer sind immer etwas vorsichtiger, denn sie haben ein wenig einen Komplex, …wenn der Farang kommt und mit den Frauen und Kindern allerhand anstellt.
Natürlich, da ich mir allerhand leisten kann, ist das für die Kids halt spannend.
Laaaaangsaaaaaam …..merken auch die Männer das es dabei nicht um Prestige geht.
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Und diese Kiddies sind robust. Werfe ich mal eins beim Spielen ins Wasser, kein Problem.
Täte ich das hier, müßte ich wohl schon vorher hochoffiziell anfragen ob ich das darf, ob ich überhaupt etwas darf… da sind die Thais noch normal.
Letztes Jahr bin ich mit neun von denen von BKK nach Phrae geflogen…. hat für alle zusammen 180 Franken gekostet. Ich, Frauchen und ne Horde Kinder von 10 bis 16.. also ich mag’s.
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Was Familie angeht, kann ich zwischen meinen Vorstellungen und denen unserer Thai Verwandtschaft keinen Unterschied feststellen.
Ich bin auf den Bauernhof aufgewachsen, dort ist das einfach Alltag. Man macht alles zusammen, hilft sich immer und eine grosse Familie am Tisch ist das normalste von allem, ja es ist so wie ich es eigentlich gewohnt wäre.
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Lieber Walter Roth, vielen Dank für diesen interessanten Einblick zur praktischen Vermeidung von möglichst vielen unnötigen Kulturschocks in einer bodenständigen schweizerisch-thailändischen Beziehung. Gruß hmh.