Vorige Woche machte mich ein Vortrag von Prof. Frank J. Hoffman in der Siam Society in Bangkok derart neugierig auf die Reden des Buddha in der „Sammlung der Angliederungen“ (Aṅguttara Nikāya) im „Siebenerbuch“, daß ich mich tagelang darin festlas, obwohl es eigentlich nur um Sutta 62 ging, das auch als Die Rede von der Allvergänglichkeit bekannt ist. Unter der Überschrift „The Sun“ findet man sie auf Englisch.
Der Erwachte soll diese Rede im Mango-Hain der berühmten Mätresse Āmrapālī bei Vesāli (heute: Bihār) vor seinen Anhängern gehalten haben, wenn man der Geschichte glaubt, die ein frommer Lehrer und Nachfolger des Siddhattha Gotama ein paar hundert Jahre nach dessen Tod aufgeschrieben hat.
Als überzeugter Ketzer „glaube“ ich Dichtungen, die man zu heiligen Schriften erhob, im Zweifel nicht sehr viel, und religiöse Bücher am Stück zu lesen, machte mir schon als Schüler ein verkorkster Religionsleerer ;–)) denkbar unattraktiv. Heute sehe ich das anders. Ich finde einzelne Teile solcher Bücher – in der Bibel zum Beispiel die Genesis oder das Hohelied des Salomo –, als Bestandteil der Weltliteratur geradezu faszinierend. Und noch faszinierender ist es, am Rande solcher Vorträge wie in Bangkok Gelegenheit zu haben, mit Experten über diese Stellen zu sprechen, wozu ausgiebig Gelegenheit war.
Bilder davon sind hier zu finden:
Vortrag von Prof. Frank J. Hoffman in der Siam Society
Wenn man in den genannten und weiteren Pali-Texten weiter- und querliest, was ich tat, stößt man auf fast jeder Seite auf eine hochaktuelle Diskussionsgrundlage. Liest man zum Beispiel gleich das nächste Sutta 63 mit dem Titel „Die uneinnehmbare Festung“ an, könnte man ohne weiteres zu der Erkenntnis kommen, daß nach der Lehre des Erwachten wohl Viktor Orbàn, Matteo Salvini, Donald Trump und Alice Weidel ein ungleich besseres Karma haben dürften, als zum Beispiel …
Da sich Siddhattha Gotama, bzw. auf Thai: สิทธัตถะ โคดม Sitthattha Khodom, der zum Asketen gewordene Sohn eines lokalen Fürsten von Kapilavastu nach seinem Verlöschen aus dem Nibbāna (Thai: นิพพาน Nipphan) heraus nicht wehrt, wird er heute gerne und fast ohne Risiko von vielen Seiten vereinnahmt. Ganz ähnlich wie dem Buddha geht es bekanntlich auch den oft frei erfundenen oder jedenfalls längst gestorbenen Häuptlingen aus der Südsee oder der Prärie bis hin zu Churchill und Helmut Schmidt. Auffallend oft wird der Buddha nach meiner Beobachtung von Menschen vorgeschoben, die kaum jemals einen buddhistischen Text studiert haben dürften.
Um so besser kennen sie dafür gewisse „hilfreiche“ Interpretationen derselben. Etwa solche, die durch sehr erwünschte und vielbeachtete Berichte über interreligiösen Dialog auf Kirchen- und Katholikentagen im deutschen Woelkikuckucksheim verbreitet werden. Natürlich nur, wenn den Journaktivisten von Staatsfunk und Agendapresse nicht gerade mal wieder ein real existierender, leibhaftiger Buddhist durch unerwünscht klare Rede zu ihrem Entsetzen einen gemeinen Strich durch das gepflegte Weltbild macht.
Beispielhaft für diese Art von „buddhistischem“ Aktivismus fallen einem vor allem westliche Konvertiten ein. Etwa der Poet und Ökologist Gary Snyder, ein schillernder Vertreter sowohl der Beat Generation als auch der Tiefenökologie. Auf ihn ging Frank J. Hoffman beispielhaft ein. Umweltbewußte „buddhistische“ Aktivisten im Westen wie der esoterisch behauchte Snyder predigen unter anderem von der Notwendigkeit, angesichts der von ihnen für richtig erachteten Ideologie einer menschengemachten „Klimakatastrophe“, die von Menschen auch wieder rückgängig gemacht werden könne, in das Geschehen einzugreifen.
Nun gibt es, wie zu jeder Ideologie, auch zum Buddhismus unterschiedliche Interpretierer der überlieferten Schriften. Das ist völlig in Ordnung. Daß Prediger wie Snyder in die Lehren des Buddha jedoch allen Ernstes eine Anregung zum Umweltaktivismus hineinlesen, wirft allerdings die Frage auf, wie man als belesener Mensch auf einen solchen Abweg überhaupt kommen kann.
Sehen wir uns also, wie es Hoffman vor Mönchen, Novizen und Laien in der Siam Society getan hat, „Die Rede von der Allvergänglichkeit“ des Erwachten einmal genau an.
Man findet die Stelle als Sutta 62 im „Siebenerbuch“, VII. Teil („Das große Kapitel“), in der „Sammlung der Angliederungen“ (Aṅguttara Nikāya). Auf deutsch kann man das in der Übersetzung von Anton Gueth („Nyānatiloka“), zum Beispiel in der Ausgabe von 1922 nachlesen: Die Reden des Buddha aus dem „Angúttara-Nikāya“, Zweite Serie: Sechser- bis Siebenerbuch, Seite 245 ff. (online hier), oder englisch in der Übersetzung von Edward Miles Hare: The Book of the Gradual Sayings (Anguttara-Nikāya) or more-numbered suttas. Vol. IV (The books of the Sevens, Eights and Nines), London 1935; online hier.
Verkürzt dargestellt, wendet sich der Buddha in diesem Sutta gegen die Lehre eines Predigers namens Sunetto, in dem man schon beim ersten Querlesen einen zeitgenössischen Gary Snyder erkennen wird. Der Kern von Sunettos Lehre war nicht die Überwindung der Unzufriedenheit über die Unzulänglichkeit des Daseins (Dukkha), sondern das Erreichen einer glücklichen Wiedergeburt.
Dazu noch ein kleiner Exkurs:
Glückliche Wiedergeburt ist genau das, was sich die überwältigende Mehrheit unserer Thai-buddhistischen Bekannten zu wünschen scheint. Mit der reinen Lehre kann hier kaum jemand etwas anfangen. Nur erstaunlich wenige Thais könnten zum Beispiel erklären, was es eigentlich mit dem edlen achtfaltigen Pfad auf sich habe. Kaum jemand scheint in Thailand schon einmal davon gehört zu haben, während die oberflächliche Kenntnis von den Vier Wahrheiten des geistig Edlen weiter verbreitet zu sein scheint. Das endgültige Verlöschen zur Überwindung alles Irdischen ist für die meisten Thais deutlich unattraktiver als die Sehnsucht danach, im nächsten Leben als Millionär oder gefeierte Schauspielerin wiedergeboren zu werden.
Könnte man Thai-Buddhisten in ihrer Mehrheit also mit einigem Recht, wenn auch zugespitzt, als moderne Anhänger von Sunetto bezeichnen, dessen Predigten der Buddha als Irrlehre festgestellt hat?
Im Gegensatz zu Sunetto lehrte der Buddha immer nur die Vier Wahrheiten des geistig Edlen:
1. was Dukkha ist,
2. wie Dukkha entsteht,
3. die Beendigung von Dukkha und
4. den Weg, der zur Beendigung von Dukkha führt.
Und nichts sonst.
Beweis:
Einst [nach dem Eintritt des Buddha ins Paranibbana] weilten der ehrwürdige Maha Kassapa und der ehrwürdige Sariputta in Baranasi im Hirschhain zu Isipatana. […] Als sie ihre Grüße ausgetauscht und das herzliche Gespräch beendet hatten, […] wandte sich der ehrwürdige Sariputta an seinen Freund:
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– Wie ist es, Freund Kassapa, existiert der Tathāgata [ein Name, mit dem sich der Buddha auf sich selbst bezog] auch noch nach dem Tod?
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– Der Erwachte, Freund, hat nicht gelehrt, daß der Tathāgata nach dem Tode existieren wird.
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– Dann, Freund, existiert der Tathāgata nach dem Tode nicht?
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– Der Erwachte, Freund, hat nicht gelehrt, daß der Tathāgata nach dem Tode nicht existieren wird.
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– Wie ist es dann also, Freund, wird der Tathāgata nach dem Tode sowohl existieren, als auch nicht existieren?
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– Der Erwachte, Freund, hat nicht gelehrt, daß der Tathāgata nach dem Tode sowohl existieren, als auch nicht existieren wird.
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– Dann, mein Freund, wird der Tathāgata also nach dem Tode weder existieren, noch wird er nicht nicht existieren?
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– Der Erwachte, Freund, hat dies auch nicht gelehrt, daß der Tathāgata nach dem Tode weder existiert noch nicht existiert.
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– Warum hat der Erwachte das nicht gelehrt, Freund?
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– Weil es nutzlos ist, bedeutungslos als Grundlage des heiligen Lebens, und nicht zum Umschwung führt, zur Leidenschaftslosigkeit, zu Stillstand, Frieden, unmittelbarem Wissen, Aufklärung, Nibbāna. Deshalb hat der Erwachte dies nicht gelehrt.
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– Und was, Freund, hat der Erwachte gelehrt?
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– Der Erwachte, Freund, hat gelehrt: „Dies ist Unzufriedenheit.“ und „Dies ist der Grund der Unzufriedenheit.“ und „Dies ist die Beendigung der Unzufriedenheit.“ und „Dies ist der Weg, der zur Beendigung der Unzufriedenheit führt.“
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– Und warum, Freund, hat der Erwachte das gelehrt?
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– Weil es, Freund, nützlich ist, bedeutsam als Grundlage des heiligen Lebens, weil es zum Umschwung führt, zur Leidenschaftslosigkeit, zu Stillstand, Frieden, unmittelbarem Wissen, Aufklärung, Nibbāna. Deshalb hat der Erhabene dies gelehrt.
Quelle: „Saṃyutta Nikāya Part II. The Book of Causation (Nidānavagga). 12: After Death.“ – The Connected Discourses of the Buddha. A Translation of the Saṃyutta Nikāya by Bhikkhu Bodhi. Boston 2000, 679 f. Online hier – ich übersetze „dukkha“ mit Unzufriedenheit, welche tatsächlich gemeint ist, anstatt mit dem sonst üblichen „Leiden“.
Das ist faszinierend aktuell: Es ist die Unwissenheit, die zu jeder denkbaren Verwirrung, zu trügerischem Denken und anhaltender enttäuschender Erfahrung führt. Unwissenheit schafft die Umgebung, in der dumme Gedanken, die zu banalen existenziellen Fragen führen, vernünftig erscheinen.
Wer unbedingt wiedergeboren werden will, also unwissend ist – und damit kehren wir zurück zu Gary Snyder und anderen vorgeblich buddhistisch inspirierten Umweltaktivisten – der sorgt sich auch darum, wie die Erde nach seiner Wiedergeburt aussehen wird. Er neigt deshalb dazu, diesen Zustand durch Handlungen beeinflussen zu wollen. Das ist aber das genaue Gegenteil des höchsten Zieles im Buddhismus, diesem Kreislauf zu entkommen, indem kein Karma mehr erzeugt wird, es also auch keine Handlungen mehr gibt, die Spuren auf der Erde hinterlassen würden.
Des Buddhas Rede von der Allvergänglichkeit ist ein apokalyptischer prophetischer Text mit einem wissenschaftlichen Blick auf Welten, der auch die Bedeutung der Gleichgültigkeit gegenüber dem Verlangen unterstreicht, wiedergeboren zu werden. In diesem Sutta offenbart die frühe buddhistische Kosmologie nicht nur eine Welt, sondern eine Abfolge vieler Welten, die in einer gewaltigen Raum-Zeit-Landschaft entstehen und vergehen, die so riesig ist, daß nicht einmal der Berg Meru, geschweige denn der Ganges oder gar das Leben auf der Erde selbst, dauerhaft sein könnten.
Dieser 2500 Jahre alte Blick in die Zukunft der Welt stimmt verblüffend genau mit dem überein, was uns heute tatsächlich die Wissenschaftler über das zu erwartende wahrscheinliche Ende der Welt vorhersagen.
Womit wir erneut, und letztmals, zu den „Aktivisten“ kommen, die sich heute gerne in eine Tradition des Buddha stellen würden, um ihn für ihren Aktivismus zu vereinnahmen. Ein Beispiel dazu: „Globale Erwärmung“ mag – aus welchen Gründen auch immer – im heutigen Denken ein Problem darstellen. Aktivismus ist dagegen – in welcher Form auch immer – das Gegenteil von dem, was in den überlieferten Pali-Texten der Suttas des Buddha zur Überwindung der Unzufriedenheit mit der Unzulänglichkeit der Welt gelehrt wird. Heutige „Aktivisten“ meinen ernsthaft, daß „wir“ eine globale Erwärmung möglicherweise rückgängig machen könnten, indem „wir“ weniger Umweltverschmutzung verursachen und bessere Walter der natürlichen Rohstoffe würden.
Im Gegensatz dazu liest sich das Sutta gegen die Lehre des Meisters Sunetto alles andere als optimistisch, was die Rettung des Planeten durch Menschenhand betrifft. Es ist allerdings optimistisch darin, daß durch die Abwendung vom Weltlichen das Nibbāna erreicht werden könne, was das endgültige Verlöschen aller Bedürfnisse bedeutet, einschließlich desjenigen, den Gang der Welt durch (weitere) Eingriffe zu verändern.
Das Pali-Sutta „Von der Allvergänglichkeit“ verknüpft Wissenschaft, ethische Philosophie und Weltanschaung in faszinierender Weise, und regt ein interdisziplinäres Denken an, indem es zwischen den Idealen religiöser Entsagung und gutmenschlichen Aktivismus einen erstaunlich aktuellen Dialog führt.
Zudem handelt es sich um ein faszinierendes Stück Prophetie über die Zukunft der Welt, die im Neuen Testament in der Offenbarung des Johannes eine verblüffende Parallele hat:
Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. … und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. (Das neue Jerusalem, Offb. 21,1)
Dazu nun die leicht bearbeitete und auf das Wesentliche gekürzte Fundstelle (vor allem die Wiederholungen sind sehr stark gekürzt) im Sutta von der Allvergänglichkeit.
Es erzählt ein Lehrer:
„So habe ich es gehört, wie der Erwachte im Haine der Ambapāli bei Vesāli zu seinen Jüngern sprach.“
Vergänglich, unbeständig, trostlos sind die Gebilde! Genug ist es, um aller Gebilde überdrüssig zu sein, sich von ihnen abzuwenden, um sich davon zu erlösen.
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Sineru [Meru], der König der Berge, zählt vierundachtzigtausend Meilen im Durchmesser; vierundachtzigtausend Meilen ragt er in das Meer hinaus, vierundachtzigtausend Meilen ragt er über das Meer empor.
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[Die erste Sonne]Es kommt aber einmal die Zeit, wo am Ende eines langen Zeitlaufes, viele Hunderte und Tausende Jahre hindurch kein Regen fällt. Was es da an Keimlingen und Pflanzen, an Kräutern, Gräsern und Bäumen gibt, das muß, ohne Regen, verdorren, vertrocknen und verschwinden.
So vergänglich, unbeständig, trostlos sind die Gebilde! Genug ist es, um aller Gebilde überdrüssig zu sein, sich von ihnen abzuwenden, um sich davon zu erlösen.
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[Die zweite Sonne]Es kommt aber einmal die Zeit, wo am Ende eines langen Zeitlaufes, eine zweite Sonne erscheint. Ist aber die zweite Sonne erschienen, so werden alle kleinen Flüsse und Teiche austrocknen, versiegen und zum Schwinden gelangen.
So vergänglich, unbeständig, trostlos sind die Gebilde! Genug ist es, um aller Gebilde überdrüssig zu sein, sich von ihnen abzuwenden, um sich davon zu erlösen.
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[Die dritte Sonne]Es kommt aber einmal die Zeit, wo am Ende eines langen Zeitraumes eine dritte Sonne erscheint. Ist aber die dritte Sonne erschienen, so werden alle die großen Ströme, die Gangā, Yamunā, Aciravati, Sarabhū und Mahi, austrocknen, versiegen und zum Schwinden gelangen.
So vergänglich, unbeständig, trostlos sind die Gebilde! Genug ist es, um aller Gebilde überdrüssig zu sein, sich von ihnen abzuwenden, um sich davon zu erlösen.
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[Die vierte Sonne]Es kommt aber einmal die Zeit, wo am Ende eines langen Zeitraumes, eine vierte Sonne erscheint. Ist aber die vierte Sonne erschienen, so werden alle die großen Seen, aus denen die großen Ströme entspringen, als wie Anotattā, Sihapapātā, Rathakārā, Kannamundā, Kunālā, Chaddantā und Mandāki, austrocknen, versiegen und zum Schwinden gelangen.
So vergänglich, unbeständig, trostlos sind die Gebilde! Genug ist es, um aller Gebilde überdrüssig zu sein, sich von ihnen abzuwenden, um sich davon zu erlösen.
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[Die fünfte Sonne]Es kommt aber einmal die Zeit, wo am Ende eines langen Zeitraumes eine fünfte Sonne erscheint. Ist aber die fünfte Sonne erschienen, so gehen die Wasser des Weltmeeres hundert Meilen zurück, gehen dann zwei, drei, vier, fünf, sechs, ja sieben hundert Meilen zurück. Und das Wasser des Weltmeeres steht dann nur noch sieben Palmen hoch, noch sechs, fünf, vier, drei, zwei, ja bloß eine Palme hoch. Darauf steht das Wasser des Weltmeeres nur noch sieben Mann hoch, steht nur noch sechs, fünf, vier, drei, zwei Mann hoch, sinkt auf eine Manneshöhe herab, auf eine halbe Manneshöhe, geht bloß noch bis zur Hüfte, dann nur noch bis zum Knie und schließlich nur noch bis zum Knöchel. Gleichwie, wenn zur Herbstzeit ein starker Regen niedergeht, da und dort an Plätzen, wo das Wasser bis zum Knöchel reicht, stehen bleibt: ebenso auch reicht das Wasser des Weltmeeres dann hier und da nur noch bis an die Knöchel. Nach dem Erscheinen der fünften Sonne aber, steht das Wasser des Weltmeeres auch nicht einmal mehr ein Fingerglied hoch.
So vergänglich, unbeständig, trostlos sind die Gebilde! Genug ist es, um aller Gebilde überdrüssig zu sein, sich von ihnen abzuwenden, um sich davon zu erlösen.
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[Die sechste Sonne]Es kommt aber einmal die Zeit, wo, am Ende eines langen Zeitraumes, eine sechste Sonne erscheint. Ist aber die sechste Sonne erschienen, so beginnt diese große Erde, mitsamt dem Sineru, dem Könige der Berge, zu rauchen und zu qualmen. Gleichwie das Feuer des Töpfers, sobald es mit Lehm in Berührung kommt, raucht und qualmt: ebenso auch beginnt beim Erscheinen der sechsten Sonne diese große Erde mitsamt dem Sineru, dem Könige der Berge, zu rauchen und zu qualmen.
So vergänglich, unbeständig, trostlos sind die Gebilde! Genug ist es, um aller Gebilde überdrüssig zu sein, sich von ihnen abzuwenden, um sich davon zu erlösen.
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[Die siebente Sonne]Es kommt aber einmal die Zeit, wo, am Ende eines langen Zeitraumes, eine siebente Sonne erscheint. Ist aber die siebente Sonne erschienen, so beginnt diese große Erde, mitsamt dem Sineru, dem Könige der Berge, aufzuflammen, aufzulodern, zu einer einzigen Feuerflamme zu werden. Während aber diese große Erde mitsamt dem Sineru, dem Könige der Berge, in Flammen steht und brennt, steigen die Flammen, vom Winde getrieben, hinauf bis zur Brahmawelt. Während aber der Sineru, der König der Berge, in Flammen steht, brennt, untergeht und von einem mächtigen Flammenmeere überflutet wird, bersten die ein, zwei, drei, vier und fünfhundert Meilen hohen Gipfel auseinander. Während aber diese gewaltige Erde mitsamt dem Sineru, dem Könige der Berge, in Flammen steht und brennt, zeigen sich weder Asche noch Ruß. Gleichwie beim Verbrennen von ausgelassener Butter oder Öl, sich weder Asche noch Ruß zeigen: ebenso auch zeigen sich weder Asche noch Ruß, wenn diese gewaltige Erde mitsamt dem Sineru, dem Könige der Berge, in Flammen steht und brennt.
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[So vergänglich, unbeständig, trostlos sind die Gebilde! Genug ist es, um aller Gebilde überdrüssig zu sein, sich von ihnen abzuwenden, um sich davon zu erlösen.]
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Wer mag wohl erkennen und feststellen, daß diese gewaltige Erde mitsamt dem Sineru, dem Könige der Berge, vom Feuer verzehrt werden, vergehen und verschwinden muß, außer einem, der das Ziel geschaut hat?
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Einst lebte ein Meister und Glaubensstifter namens Sunetto, der der Sinnenlust entfremdet war. Der Meister Sunetto hatte viele Hunderte von Jüngern. Diese Jünger lehrte er den Weg zur Wiedergeburt unter den Göttern der Brahmawelt. Diejenigen nun, die, während der Meister Sunetto zur Wiedergeburt in der Brahmawelt seine Lehre vortrug, seine Weisung ganz und gar erfaßten, diese gelangten beim Zerfalle des Leibes, nach dem Tode, auf eine glückliche Fährte, zu einer Brahmawelt; und diejenigen, welche seine Weisung noch nicht ganz und gar erfaßten, diese er schienen teils unter den »über die Erzeugnisse anderer verfügenden Himmelswesen« (para-nimmita-vasavatti devā) wieder, teils unter den »Schaffensfreudigen Göttern« (nimmāna-rati devā), teils unter den »Seligen Himmelswesen« (tusitā devā), teils unter den »Schattengeistern« (yāmā devā), teils unter mächtigen Adeligen, unter mächtigen Brahmanen oder mächtigen Bürgern.
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Da aber kam dem Meister Sunetto der Gedanke: „Nicht recht ist es für mich, wenn ich denselben zukünftigen Ausgang haben werde wie meine Jünger. Wie wenn ich nun einen höheren Pfad beschritte?“
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Und der Meister Sunetto übte sieben Jahre lang liebevolle Gesinnung; und für die Zeit von sieben Weltentstehungen und Weltuntergängen kehrte er nicht mehr zu dieser Welt zurück. Als die Welt am Untergehen war, da erschien der Meister Sunetto unter den »Hellstrahlenden Himmelswesen« (ābhassarā devā) wieder. Als die Welt wieder neu entstand, erschien er im leerstehenden Brahmapalaste wieder. Dort war er der Brahma, der Große Brahma, der Unbesiegte, Allsehende, Allmächtige. Sechsunddreißigmal war er Sakko, der Himmelskönig, einige hundert Male war er Weltherrscher, Tugendfürst, Beherrscher der vier Weltteile, siegreich, voll Sicherheit über sein Land, im Besitze der sieben Juwelen.
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Über tausend Söhne besaß er, Helden, Heldengestalten, die es vermocht hätten, die feindlichen Heere zu vernichten. So lebte er denn auf dieser Erde, die bis zum Meere hin er durch Tugend, ohne Stock und Schwert, erobert hatte. Obwohl nun jener Meister Sunetto solch hohes Alter erreichte, so lange am Leben blieb, so wurde er aber dennoch nicht erlöst von Geburt, Altern und Sterben, von Sorge, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung, wurde er nicht erlöst vom Leiden: das sage ich.
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Und warum nicht?
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Weil er vier Dinge nicht erkannt und durchschaut hat.
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Welche vier?
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Edle Sittlichkeit, edle Sammlung, edle Einsicht und edle Erlösung. Nun ist aber diese edle Sittlichkeit, diese edle Sammlung, diese edle Einsicht und diese edle Erlösung erkannt und durchschaut, der Daseinsdurst zerstört, der Daseinsstrom versiegt, und keine neue Wiedergeburt steht mehr bevor.
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Also sprach der Erwachte.
Und nachdem er dies berichtet hatte, sprach der Lehrer [= Erzähler] dann fernerhin:
Die Sittlichkeit, Vertiefung, Einsicht
Und die Erlösung unvergleichlich:
Erkannt hat eben diese Dinge
Der ruhmreiche Gotamo.
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Und so erkennend, so durchschauend,
Den Mönchen kundtat das Gesetz
Der Leidensendiger, der Meister,
Der Seher, der nun ausgewähnt.
Quellen:
1. Die Reden des Buddha aus dem „Angúttara-Nikāya“. Zweite Serie: Sechser- bis Siebenerbuch. Aus dem Pāli zum ersten Male übersetzt und erläutert von Nyānatiloka. München 1922, 245 ff.
2. The Book of the Gradual Sayings (Anguttara-Nikāya) or More-numbered Suttas. Vol. IV (The books of the Sevens, Eights and Nines). Translated by E. M. Hare. London 1935, 64 ff.
Ich füge noch eine neuere englische Übersetzung der letzten Verse nach Jeffrey Block („Bhikkhu Bodhi“) an, die mir verständlicher erscheint:
Virtuous behaviour, concentration, wisdom,
and unsurpassed liberation:
these things the illustrious Gotama
understood by himself.
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Having directly known these things,
the Buddha taught the Dhamma to the bhikkhus.
The Teacher, the end-maker of suffering,
the One with Vision, has attained nibbana.
Quelle: The Numerical Discourses of the Buddha. A Translation of the Aṅguttara Nikāya from the Pali by Bhikkhu Bodhi. Boston 2012.
Weiterlesen: Was ist Thai-Buddhismus?
Die ersten 10 Jahre in Thailand habe ich mich nicht mit den Buddhismus beschaeftigt.
Erst nach den Buch von Hans Wolfgang Schumann *Buddhismus*.
Erst durch das Lesen der Bibel und des Korans kam ich zum Buddhisus (bin 75 Jare alt).